Oxime in bauchemischen Produkten

Oxime sind eine Substanzklasse mit der funktionellen Gruppe (RR'-C=N-OH), die in der Bauwirtschaft vor allem in Bautenlacken und Dichtstoffen anzutreffen ist.

Dabei werden Oxime vorwiegend als Antihautmittel in oxidativ härtenden Lacken verwendet. Bei neutral-vernetzenden Silikondichtstoffen und Silikonklebstoffen auf Oxim-basis werden die Oxime durch Hydrolyse während des Vernetzens, also dem Aushärten des Silikons, freigesetzt. Die Freisetzung des Oxims erfolgt kontinuierlich und kann auch noch Tage nach der Verarbeitung des Silikons festgestellt werden.

Zu den in der Bauwirtschaft eingesetzten Vertretern dieser Gruppe gehören:

  • 2-Butanonoxim (Synonym: Methylethylketoxim, MEKO genannt, CAS: 96-29-7)
  • Acetonoxim (Dimethylketoxim, DMKO, CAS: 127-06-0)
  • 2-Pentanonoxim (Methylpropylketoxim, MPKO, CAS: 623-40-5)  
  • Methylisobutylketoxim (MIBKO, CAS: 105-44-2)
  • Cyclohexanonoxim (CHOX, CAS: 100-64-1)

Und die entsprechenden Oxim-freisetzende Silane.

Früher wurde im wesentlichen MEKO eingesetzt, das deswegen auch am besten charakterisiert ist. MEKO wurde im August 2020 europaweit einheitlich unter anderem als krebserzeugend (1B ;H350) eingestuft. Für DMKO ist ebenfalls die EU-weit einheitliche Einstufung als krebserzeugend (1B; H350) vorgesehen.
Laut einer Stellungnahme (PDF, 56 KB) der Toxikologen des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) sind aufgrund der immer vorhandenen Oximgruppen bei allen vergleichbaren Oximen ähnliche Eigenschaften zu erwarten.

Im Rahmen von REACH wurde in einer regulatorische Maßnahmenoptionsanalyse (RMOA [PDF, 213 KB]) eine vergleichbare Einschätzung, dass maßgeblich die Oxim-Gruppe für die krebserzeugende Wirkung verantwortlich ist, festgestellt. Bisher gibt es für MPKO, MIBKO und CHOX) noch keine einheitliche Einstufung als krebserzeugend. Ein Stoffbeurteilungsverfahren für 2-Pentanonoxim ist noch offen.

In einer Messreihe für Bautenlacke mit MEKO (PDF, 227 KB) konnte gezeigt werden, dass der AGW (1 mg/m³) beim Verarbeiten in geschlossenen Räumen deutlich überschritten wird. Mittlerweile wird MEKO durch andere Oxime oder oximfreie Formulierungen ersetzt.

Beim Einsatz von entsprechenden Silikon-Dichtstoffen und vor allem nach dem Aufbringen, während der folgenden Aushärtephase wurde der AGW von MEKO deutlich überschritten. Weitere Informationen dazu erhalten Sie in dem Artikel Oximvernetzende Silikon-Dichtstoffe (PDF, 347 KB). Hierbei ist zu beachten, dass der Grenzwert auch mehrere Stunden nach der Verarbeitung noch überschritten wurde. Bei den Silikondichtstoffen wurden die Produkte auf MEKO-Basis größtenteils durch andere Oxime oder oximfreie Systeme ersetzt.