Aktivitäten 2008

November 2008

Vom 11. – 13. November fand in Nashville, Tennessee, die "International Conference on Warm-Mix Asphalt" statt. In zahlreichen Vorträgen wurde über die verschiedenen Techniken des Einbaus von Asphalt bei abgesenkten Temperaturen (Warm-Mix Asphalt im Gegensatz zum Hot-Mix Asphalt), die positiven Auswirkungen für Umwelt und Arbeitswelt und die Erfahrungen beim Einbau berichtet. Fast 700 internationale Teilnehmer aus der Asphalt-Industrie und von Straßenbaubehörden diskutierten wie dies in den USA üblich ist, sehr ausführlich die vorgetragenen Aspekte. Da für die Konferenz mehr Anmeldungen eingingen wie vorgesehen, waren die Vorträge über das Internet zu hören, auch Diskussionsbeiträge kamen per Mail.

International Conference on Warm-Mix Asphalt in Nashville, Tennessee (11.11. – 13.11.008)

Mit Richard Mansfeld (Voigtsgrüner Asphalt-Mischwerke GmbH & Co. KG) und Reinhold Rühl (Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft) für den Gesprächskreis BITUMEN waren zwei Referenten aus Deutschland vertreten. Herr Mansfeld begann seinen Vortrag “German application of Warm-Mix“ mit einem Glückwunsch an die Amerikaner „2002 und 2007 kamen Sie nach Europa, um den Einbau bei abgesenkten Temperaturen kennen zu lernen. Nun haben Sie zumindest den gleichen Level erreicht wie wir in Deutschland.“ Damit hatte er eine Entwicklung zusammengefasst, die darauf hinausläuft, dass die Vormachtstellung Deutschlands bei dem Einbau bei abgesenkten Temperaturen wohl bald vorbei ist.

Richard Mansfeld

Richard Mansfeld

Diese Konferenz fand nicht in Deutschland statt, dem Land, das diese Technologie entwickelt hat, sondern in den USA. Begriffe wie “Green highways“, “Better than before”, ”Next level of acceptance in our industrie”, ”Prevention through design” bestimmten die Diskussionen. Interessiert wurde Erfahrungen mit dem Einbau bei abgesenkten Temperaturen aus Europa zugehört und nachgefragt. Der Vertreter der Straßenbaubehörden von Texas bezeichnete diesen Staat als “The leader state of warm mix asphalt“ mit etwa 500.000 Tonnen allein 2008, für 2009 werden 1.000.000 Tonnen erwartet. Welche Steigerungsrate! Wo ist das Bundesland, das in Deutschland die Führerschaft beim Einbau von Warm-Mix Asphalt übernimmt? Sehr interessant war auch die immer wieder betonte Partnerschaft von RAP (Recycling Asphalt) und Warm-Mix Asphalt.

Webseiten ( z. B. www.warmmixasphalt.org

oder www.greenhighwayspartnership.org), griffige Begriffe (Warm-Mix Asphalt für den Einbau bei abgesenkten Temperaturen statt Hot-Mix Asphalt), Integrierung des Umwelt- und Arbeitsschutzes – die Amerikaner demonstrieren eindrucksvoll, wie eine Idee vorangebracht werden kann. Und Deutschland? Wiederholt sich die MP3-Story, dass eine Technik in Deutschland entwickelt, aber vom Ausland vermarktet wird?

Lassen sie dem Vorsprung Deutschlands bei der Entwicklung der Technologie einen Vorsprung in der Anwendung dieser Technik folgen. Lassen Sie Deutschland Vorreiter bleiben auch beim Einbau von Asphalt bei abgesenkten Temperaturen. Betonen Sie immer wieder die Vorteile dieser Bauweise, die energiesparenden und umweltfreundlichen Aspekte (zudem eine schnellere Verkehrsfreigabe, geringere Alterung des Bindemittels, kaum noch Belastungen der Arbeitnehmer, …). Weisen Sie immer wieder auf die im Oktober vorgestellte Webseite hin mit der Liste der Baustellen, auf denen Asphalt bei abgesenkten Temperaturen eingebaut wurde.

Verbessern Sie die Berechnungsgrundlagen dieser Webseite durch Erfahrungen an Ihrer Mischanlage, Erweitern Sie die Beispiele um Ihre Baustelle, lassen Sie Ihre Kollegen von Ihren Erfahrungen profitieren und weisen sie Auftraggeber auf diese Webseite hin.

 

Oktober 2008

Nach einiger Vorbereitungszeit bietet der Gesprächskreis BITUMEN auf seiner Webseite eine Liste der Baustellen an, auf denen Asphalt bei abgesenkten Temperaturen eingebaut wurde. Dabei werden nicht nur die Baustelle, die ausführende Firma und das den Asphalt liefernde Mischwerk angegeben, sondern auch die Einbautemperatur und die Exposition der Beschäftigten. Neben diesen harten Fakten werden auch

  •     die im Vergleich zum konventionellen Einbau auf der Baustelle erreichte Verringerung der Exposition in Prozent,

  •     die durch diese Baumaßnahme eingesparte Energie in Liter Heizöl, sowie

  •     die Verringerung der Umweltbelastung in CO2-Äquivalenten aufgeführt.

Die Grundlagen zur Berechnung dieser Angaben sind ebenfalls auf der Webseite verfügbar. Diese Berechnungen beruhen auf entsprechenden Abschätzungen, die von vielen Stellen angestellt wurden. Es sind Alle aufgerufen, zur Verbesserung dieser Berechnungen beizutragen.

Vor allem sollten die Beispiele um weitere Baustellen erweitert werden, lassen Sie Ihre Kollegen von Ihren Erfahrungen profitieren und weisen sie Auftraggeber auf diese Webseite hin.

 

Mai 2008

Auf dem 4. Euroasphalt & Eurobitume Congress Ende Mai in Kopenhagen wurde zwar auch über REACH diskutiert, es trat aber ein Thema in den Vordergrund, das der Gesprächskreis schon lange fördert – der Einbau von Asphalt bei abgesenkten Temperaturen.

Mike Acott, Präsident des amerikanischen Asphaltverbandes NAPA, wurde in Kopenhagen mit der Bemerkung vorgestellt, dass der Einbau bei niedrigen Temperaturen in Europa entwickelt wurde, aber in den USA derzeit das größte Interesse findet. Mike Acott gab viele Gründe an, warum "Warm Mix Asphalt" (der Ausdruck für den Einbau bei abgesenkten Temperaturen in den USA) das "heißeste Thema ist, das die NAPA je hatte". U.a.

  • NAPA erwartet unter einer Obama-Administration neue Anforderungen an Asphaltmischanlagen;

  • Schon heute gibt es in den USA Aktionsgruppen gegen Asphaltmischanlagen; 

  • Es gibt in den USA eine sehr starke grüne Bewegung; 

  • Die 600 Bürgermeister der größten Städte haben das Kioto-Protokoll unterzeichnet.

Mike Acott

Mike Acott

Daher gibt es in den USA eine sehr große Nachfrage zum "Warm Mix Asphalt" bei den Straßenbaufirmen. Es wurde eine eigene Webseite geschaltet www.warmmixasphalt.com.

Besonders schmeichelhaft für Deutschland und insbesondere den Gesprächskreis BITUMEN war der Rückblick von Mike Acott auf die bisherigen Aktivitäten zum Warm Mix Asphalt. Das "German Bitumen Forum" steht für ihn am Anfang dieser Aktivitäten, dies machte er auch mit dem Logo des Gesprächskreises deutlich.

Grafik Bitumen Gesprächskreis
  • Bildquelle: BG BAU

Harry Roos (VBW-Asphalt, Niederlande) ging bei seinem Überblick über die zum Thema Temperaturabsenkung eingereichten Beiträge auch auf das in einem deutschen Papier aufgeführte Argument ein, dass erst nach 15 Jahren Liegezeit ein endgültiges Urteil über den bei niedrigeren Temperaturen eingebauten Asphalt gefällt werden könne. Man solle doch mehr Vertrauen in die verschiedenen Tests haben, die alle zeigen, dass die Eigenschaften dieses Asphaltes zumindest so gut sind wie beim konventionellen Asphalt. Herr Roos fragte, wozu diese Tests durchgeführt werden, wenn man ihnen nicht vertraut?

Das Poster (PDF 174 KB) des Gesprächkreises “Lower Temperature – The Best for Asphalt, Bitumen, Environment and Health & Safety” wurde intensiv diskutiert.

Auf dem Foto ist internationale Asphalt-Prominenz vor dem Poster versammelt (v.l.)
Paul Steenmans (GAMA-Asphalt, Belgien), Rainer Hagemeier (MHI), Jürgen Reifig (DAV), Peter Rode (bga)

Anfang Mai 2008 waren Vertreter des DAV, der bga und der BG BAU bei nationalen deutschen REACH-Helpdesk, um über die Konsequenzen einer eventuellen Nichtregistrierung des Einsatzes von Bitumen im Gussasphalt zu diskutieren. Die Vertreter des nationalen deutschen REACH-Helpdesk empfahlen, weiterhin mit Eurobitume zu verhandeln, damit die Bitumenhersteller auch den Einsatz von Bitumen im Gussasphalt registrieren. Sollte dies aber wirklich nicht erfolgen, könnten die Betreiber von Mischanlagen Gussasphalt herstellen, wenn sie belegen können, dass die Expositionen beim Einbau von Gussasphalt nicht höher sind, wie bei einer registrierten Anwendung. Für diesen Nachweis wäre der im April 2008 erwähnte Statusbericht der BG BAU ausreichend.  Die Gespräche mit Eurobitume werden fortgesetzt, da auch die Frage des nach REACH festzulegenden Grenzwertes (DNEL) noch offen ist.

 

April 2008

In den letzten Monaten bestimmte die europäische REACH-Verordnung die Bitumen-Diskussionen. Eurobitume plant derzeit, den Bitumenherstellern zu empfehlen, Bitumen unter REACH mit einer maximalen Einsatztemperatur von 200°C zu registrieren. Damit wäre der Einbau von Gussasphalt nicht mehr möglich, auch nicht bei Temperaturen bis 230°C.

In einem Statusbericht (PDF, 60 KB) „Exposure to vapours and aerosols during laying of mastic asphalt („Gussasphalt“) using temperature reducing organic additives” hat die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft erläutert, dass die Expositionen beim Einsatz von Gussasphalt bei Temperaturen bis 230°C in der gleichen Größenordnung liegen wie beim Einbau von Walzasphalt. Dieser Statusreport wurde an Eurobitume gesandt.

Für diesen Statusbericht wurde die Expositionsbeschreibung zum Einbau von Walzasphalt (PDF, 132 KB) aktualisiert. Die Expositionsbeschreibungen zum Einbau von Gussasphalt werden derzeit vom zuständigen Arbeitskreis den neuen Bedingungen angepasst.

 

Februar 2008

Auf den XIV. Deutschen Asphalttagen am 14. und 15. Februar 2008 in Berchtesgaden stand der Einbau von Gussasphalt bei abgesenkten Temperaturen im Mittelpunkt zahlreicher Beiträge. Herr Dipl.-Ing. Franz Voigt, Präsident des Deutschen Asphalt Verbandes, wies in seiner Begrüßung auf die intensive Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft hin, die gezeigt hat, dass ein Einbau von Gussasphalt mit Expositionen unter 10 mg/m³ Dämpfe und Aerosole aus Bitumen möglich ist.

Herr Prof. Dr.-Ing. Martin Radenberg (Ruhr-Universität Bochum), Vorsitzender des Arbeitskreises "Temperaturabsenkung" in der Forschungsgesellschaft Straßen- und Verkehrswesen, erläuterte in seinem Vortrag "Aktuelle Erfahrungen zur Temperaturabsenkung" den Stand dieser Technik. Er ging dabei von der über siebenjährigen Toleranz der hohen Expositionen beim Einbau von konventionellem Gussasphalt aus, machte deutlich, dass Gussasphalt nicht nur in Deutschland eingesetzt wird und erläuterte aktuelle Untersuchungen beim Asphalt-Einbau mit temperaturabsenkenden Zusätzen.

Beim Gussasphalteinbau ist die Temperaturabsenkung für Prof. Radenberg generell notwendig, beim Einbau von Walzasphalt sollten temperaturabsenkende Zusätze u. a. eingesetzt werden zur Verbesserung der Verarbeitbarkeit bei

  •     schwer verdichtbarem Asphalt (Industrieasphalt);

  •     ungünstigen Witterungs-/Einbaubedingungen;  

  •     geringen Schichtdicken und  

  •     Baumaßnahmen mit hohem Anteil an Handeinbauflächen.

Schließlich ging auch Herr Dr.-Ing. Berthold Schäfer (Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, Berlin) in seinem Vortrag "REACH - Was kommt auf die Asphaltindustrie zu?" auf die seit Jahren vom Gesprächskreis BITUMEN geförderte Technologie ein. Laut Herrn Dr. Schäfer machen die Messungen der BG BAU deutlich, dass die Expositionen gegenüber Dämpfe und Aerosole aus Bitumen beim Einbau von Gussasphalt mit temperaturabsenkenden Zusätzen = 230 °C nahezu identisch sind mit den Expositionen beim Einbau von konventionellem Walzasphalt. Damit dürfte einer Registrierung von Bitumen im Rahmen von REACH mit einer Anwendungstemperatur bis 230 °C nichts mehr im Wege stehen.

Wie so oft in dieser Rubrik kann auch dieses Mal auf eine Veröffentlichung in den USA zum Thema temperaturabgesenkter Asphalt (dort Warm Mix Asphalt genannt) hingewiesen werden.

 

Januar 2008

Im Dezember-Heft 2007 wurde unter der Überschrift "Ab 2008 nur noch Gussasphalt bei abgesenkten Temperaturen (PDF, 80 KB)" noch einmal deutlich darauf hingewiesen, dass nach über sieben Jahren die Übergangszeit endet, die der Ausschuss für Gefahrstoffe bzw. das Bundesministerium für Arbeit und Soziales für die hohen Expositionen beim Einbau von konventionellem Gussasphalt gewährt hatte.

In der Vergangenheit wurden bei entsprechenden Baustellen unter Hinweis auf diese Aussetzung des Grenzwertes bzw. diese Übergangsregelung auch extreme Expositionssituationen toleriert. Ab 2008 werden diese Arbeitsplätze im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung betrachtet wie jeder andere Umgang mit heißem Bitumen.

Da dieser Termin auch im Rahmen des neuen europäischen Chemikalienrechtes REACH von großer Bedeutung ist, hat die Zeitschrift asphalt unter der Überschrift "Zum Stand der Technik erklärt - Ab 2008 nur noch Gussasphalt bei abgesenkten Temperaturen" einen ähnlichen Artikel veröffentlich.

In den USA ist der Einbau von Walzasphalt weiterhin ein großes Thema. Zwei Artikel in der neuesten Zeitschrift des amerikanischen Asphalt-Institute befassen sich mit diesem Thema:
Integrating Warm Asphalt and Perpetual Pavement
WMA Scan Tour Findings