Stimmen aus der Selbstverwaltung: Versichertenvertreter Edgar Glasner im Interview

Edgar Glasner ist seit 40 Jahren in verschiedenen Funktionen auf dem Bau tätig. Aktuell arbeitet er als Sicherheitsfachkraft bei der Ed. Züblin AG. Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert er sich in der Selbstverwaltung der BG BAU. Als Versichertenvertreter ist er Mitglied in der Vertreterversammlung und seit Oktober 2023 auch deren alternierender Vorsitzender. Im Interview erklärt er, warum er ehrenamtlich aktiv ist, welche Aufgaben dies mit sich bringt und was das Interesse junger Leute am Arbeitsschutz wecken könnte.

Portaitaufnahme von Edgar Glasner, Mitglied der Vertreterversammlung der BG BAU
  • Bildtitel: Edgar Glasner, Versichertenvertreter in der Vertreterversammlung der BG BAU
  • Bildquelle: privat

Herr Glasner, seit wann sind Sie in der Selbstverwaltung der BG BAU aktiv und welche Erfahrungen haben Sie in dieser Zeit gemacht?

Ich bin seit 2017 Mitglied in der Vertreterversammlung der BG BAU. Davor war ich stellvertretendes Mitglied. In meiner Zeit bei der BG BAU habe ich schon viel erlebt und gelernt. Man trifft in der Selbstverwaltung spannende Leute von Arbeitgeber- und Versichertenseite, bekommt tiefe Einblicke in die Unfallstatistiken und Präventionsangebote der BG BAU und darf in wichtigen Fragen mitentscheiden. So etwa bei der Besetzung des Vorstands, dem Erlassen von Unfallverhütungsvorschriften oder bei Satzungsänderungen.

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich in der BG BAU?

Mir liegt die Gesundheit der Beschäftigten sehr am Herzen. Ich war lange selbst auf dem Bau tätig, zunächst als Elektriker, dann als Elektromeister und auch als Bauleiter. 1996 habe ich die Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit durchlaufen. Das Thema Arbeitsschutz lässt mich seitdem nicht mehr los. Es gibt aus meiner Sicht immer noch zu viele Unfälle in unserer Branche. Wir sollten aus jedem einzelnen lernen, damit er nicht noch einmal passiert. Erfreulicherweise konnten wir durch Forschung, Produktentwicklung und neue Regelungen in den letzten Jahren einige Fortschritte bei der Arbeitssicherheit und dem Gesundheitsschutz machen, aber es ist immer noch viel zu tun! Die Berufsgenossenschaften insgesamt und insbesondere die BG BAU sind wichtige Akteure im Arbeitsschutz, weshalb ich mich hier engagiere. Nur gemeinsam, das heißt wenn Berufsgenossenschaften, Unternehmen und Versicherte zusammenarbeiten, können wir es schaffen, bei dem Thema voranzukommen.

Wie eng ist die Verknüpfung zwischen Ihrem Beruf als Sicherheitsfachkraft und Ihrer Tätigkeit bei der BG BAU? Können Sie zum Beispiel Erfahrungen von der Baustelle in die Gremienarbeit einbringen?

Tatsächlich sind beide Tätigkeiten bei mir eng verknüpft. Durch mein Engagement bei der BG BAU erhalte ich Informationen zu Unfällen sowie zu konkreten Maßnahmen, um diese in Zukunft zu vermeiden. Das kann ich direkt in meine Arbeit als Sicherheitsfachkraft und in unser internes Fortbildungsprogramm einfließen lassen. Es ist sehr hilfreich, über den Tellerrand des eigenen Unternehmens blicken zu können. Andererseits weiß ich durch meine Tätigkeit auf dem Bau, dass die BG BAU dort häufig kritisch wahrgenommen wird und reine Kontrolle und Ermahnungen im Arbeitsschutz nicht funktionieren. Daher unterstütze ich es, dass die BG BAU nun stärker beratend als Partnerin auftritt und auf Anreize wie die Arbeitsschutzprämien setzt. Auch kann ich aus meinen Erfahrungen aus der Praxis etwa zurückmelden, dass bestimmte Kommunikationsaktivitäten der BG BAU gut funktionieren, zum Beispiel die Zeitschrift „T!PPS“ für Beschäftigte. 

Sie sind Mitglied in der Vertreterversammlung sowie in mehreren Ausschüssen. Könnten Sie uns kurz erklären, wie die Arbeit in den unterschiedlichen Gremien aussieht?

Die Vertreterversammlung ist ein vergleichsweise großes Gremium mit 60 Mitgliedern. Hier treffen wir uns zweimal im Jahr. Der Widerspruchs- und Einspruchsausschuss der Region Mitte, in dem ich darüber hinaus tätig sein darf, ist deutlich kleiner. Dort bin ich drei bis viermal im Jahr aktiv. Während die Versammlung eher wie ein Parlament ist und die Themen manchmal etwas trockener ausfallen, erlebe ich im Ausschuss das Leben, wie es ist. Wir besprechen dort konkrete Fälle von einzelnen Personen, die einen Unfall hatten oder an einer Berufskrankheit leiden. Man erfährt, was den Beschäftigten alles passieren kann und wie etwa der Heilungs- und Eingliederungsprozess verlief. Das kann – je nach Unfallart und Unfallfolgen – schon unter die Haut gehen. Und am Ende entscheidet man dann etwa darüber, ob ein Widerspruch berechtigt ist und wie hoch die Rentenzahlungen ausfallen sollen. 

Vorlagen, Protokolle, lange Sitzungen. Für viele klingt das unattraktiv. Was würden Sie jungen Leuten sagen, um ihr Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Selbstverwaltung zu wecken?

Das ist keine einfache Frage! Nachwuchsmangel haben wir inzwischen überall und das wirkt sich natürlich auch auf die Ehrenämter aus. Wir erleben das tagtäglich bei der Suche nach Auszubildenden, Handwerkern und anderen baunahen Fachkräften. Für ein Engagement in der Selbstverwaltung bei der BG BAU spricht aus meiner Sicht auf jeden Fall, dass man etwas bewegen und mitgestalten kann. Und das bei einem unheimlich wichtigen und alltagsnahen Thema wie dem Arbeitsschutz. Auch weil wir hier noch deutlich „Luft nach oben“ für weitere Verbesserungen haben. Zum Beispiel bietet die Digitalisierung viele Möglichkeiten, Unfälle zu vermeiden, etwa durch intelligente Assistenzsysteme in Baumaschinen oder an der Ausrüstung der Beschäftigten. An dieser und weiteren spannenden Aufgaben können junge Leute mitwirken, wenn sie sich bei der BG BAU engagieren. In der Selbstverwaltung lernt man zudem offen zu sein für unterschiedliche Meinungen und diese gemeinsam zu diskutieren. So kommt man am Ende zu Entscheidungen, die für alle Beteiligten tragbar sind. Das kann im Leben auch an anderer Stelle sehr hilfreich sein!
 

Haben wir Ihr Interesse geweckt? In unserem Mitgliedermagazin BG BAU aktuell veröffentlichen wir regelmäßig Kurzinterviews mit Mitgliedern der Selbstverwaltung zu aktuellen Arbeitsschutzthemen. 

Doris Hammes, Versichertenvertreterin

Walter Wohlert, Arbeitgebervertreter

Reiner Hauptvogel, Versichertenvertreter

Klaus Freitag, Arbeitgebervertreter

Markus Wanck, Versichertenvertreter

Holger Braun, Arbeitgebervertreter