Forschungsprojekt: Untersuchungen zum Abreißverhalten von Hand-Vakuum-Hebern für Glasscheiben

Aufgrund des Unfallgeschehens beim Transport und beim Ein- und Ausbau von Flachglas mittels handgeführter Vakuumhebegeräte (im folgenden: Hand-Vakuum-Heber) wurde das Zentrum für Sicherheitstechnik (ZS) Anfang des Jahres 1996 von der Arbeitsgemeinschaft der Bau-Berufsgenossenschaften mit einer systematischen Untersuchung zu deren Abreißverhalten beauftragt.

Die Statistik des Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften wies bei den Flachglasunfällen aus, dass beim Transport und beim Ein- und Ausbau ca. 20% der meldepflichtigen Unfälle und ca.10% der neuen Rentenfälle durch den Einsatz von Geräten - und dies sind in der Regel die Hand-Vakuum-Heber - verursacht wurden. Allein im Jahre 1993 waren insgesamt 1400 meldepflichtige Unfälle und sieben neue Rentenfälle zu verzeichnen.

Bei Hand-Vakuum-Hebern handelt es sich um Lastaufnahmemittel, die hauptsächlich zum Transport senkrecht hängender, ebener Platten verschiedener Werkstoffe dienen. Sie kommen vorwiegend in Glasereibetrieben zum Einsatz und werden dort zum Transport von Glasscheiben verwendet.

Hand-Vakuum-Heber im Einsatz

Durchführung des Projektes

Um nähere Angaben zum Einsatzverhalten von Hand-Vakuum-Hebern zu gewinnen, wurde eine Umfrage anhand von Fragebögen durchgeführt, die Aufschluss über folgende Kriterien bringen sollte:

  • verwendete Hebertypen
  • Altersverteilung der Geräte
  • Einsatzzeiten pro Monat
  • Bewertung verschiedener Qualitätsmerkmale (Tragkraft, Handlichkeit, Lebensdauer,
  • Materialbeschaffenheit etc.)
  • Lagerung der Heber
  • Einsatzort der Heber
  • Reinigung der Heber
  • Versagensfälle

Zur Untersuchung des Abreißverhaltens von Vakuum-Hebern unter kontrollierten Bedingungen wurden Versuchsreihen auf einer liegenden Zugprüfmaschine durchgeführt. Dabei wurden neun verschiedene fabrikneue und vier gebrauchte Heber geprüft.

Zunächst mussten jedoch die relevanten Prüfparameter gefunden werden, weshalb ca. 250 Vorversuche durchgeführt wurden. Zusammen mit den ausgewerteten 81 Versuchen an neuen und 36 Versuchen an gebrauchten Hebern wurden also über 350 Versuche gefahren.

Die letztendlich ausgewählten und genau untersuchten Prüfsituationen waren folgende:

  • trockene Scheibe, Heber und Glasscheibe auf Raumtemperatur,
  • feuchte Scheibe, Heber und Glasscheibe auf Raumtemperatur,
  • trockene Scheibe, Heber auf -10°C, Glasscheibe auf Raumtemperatur.

Schlussfolgerungen

Die Umfrage brachte folgende Ergebnisse:

  • Alter: Die Alterung der Heber war bei sachgemäßer Wartung kein gravierendes Problem. Dies wurde auch durch die Laborversuche bestätigt.
  • Lagerung: Die Einsatzzeiten waren im Vergleich zu den Lagerungszeiten sehr gering (unter 3%). Unbefriedigend war die Situation bei der Lagerung, weil ein erheblicher Teil der Heber nicht im Transportkoffer gelagert wurde und so vor allem die Saugglocken der Beschädigungsgefahr ausgesetzt waren.
  • Einsatzort: Die Heber wurden zu 93% auf Baustellen eingesetzt. Die dort vorhandenen rauen Einsatzbedingungen lassen sorgfältigen Umgang sowie Reinigung und Pflege als besonders wichtig erscheinen.
  • Reinigung: Herstellerangaben zur Reinigung der Heber fehlten meist. Hierdurch kam es oftmals zur Anwendung von Mitteln mit zersetzender Wirkung.

Die nachstehenden Resultate basieren auf Laboruntersuchungen:

  • Nennlast: Die von den Herstellern angegebene maximale Tragkraft (Nennlast) wurde von vielen Hebern nicht erreicht. Im Extremfall wurden nur 31% der Nennlast erreicht.
  • Feuchtigkeit: Bei feuchter Scheibe wurde die Nennlast nur von einem Heber erreicht. Auf die Notwendigkeit eines trockenen Scheibenzustandes beim Einsatz der Heber sollte deshalb unbedingt hingewiesen werden.
  • Kälte: Keiner der untersuchten Heber erreichte die Nennlast bei einer Hebertemperatur von -10°C.
  • Alterung: An den gebrauchten Hebern wurden ähnliche Ergebnisse erzielt wie an den neuen, so dass die Alterung bei sachgemäßer Wartung sich nicht als entscheidender Faktor für die Sicherheit der Heber erwies.

Insgesamt konnte festgestellt werden, dass hinsichtlich des Umgangs mit Hand-Vakuum-Hebern noch ein gravierender Informationsbedarf besteht. Dies betrifft sowohl die Problematik mit Kälte und Feuchtigkeit als auch die Angaben zu geeigneten Reinigungsmitteln. Darüber hinaus mangelt es bislang auch an verbindlichen Baumusterprüfungen, die sicherlich auch zur Reduzierung der Unfallhäufigkeiten beitragen könnten.

Hinweis:
Der vollständige Bericht kann beim Zentrum für Sicherheitstechnik bestellt werden.