Bei Hitze viel trinken und regelmäßige Pausen im Schatten

Hitze, Hitze und kein Ende. Bereits seit einigen Wochen erleben wir in Deutschland Temperaturen von 30 Grad Celsius und mehr. Dr. Anette Wahl-Wachendorf, Ärztliche Geschäftsführerin des Arbeitsmedizinischen Dienstes der BG BAU (AMD), erläutert im Interview die Folgen für das Arbeiten im Freien und mögliche Gesundheitsgefahren.

Porträtaufnahme von Frau Dr. Wahl-Wachendorf

Bildquelle: Guido Kollmeier - BG BAU

Wir haben nun schon einige Wochen extreme Hitze in Deutschland. Wie reagiert der Körper auf die hohen Temperaturen? Drohen hier Gefahren für die Gesundheit?

Bei Hitze erweitern sich die Blutgefäße. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Erschöpfung und Benommenheit. Bei mehr als 30 Grad besteht die Gefahr, dass Menschen kollabieren. In diesem Sommer gab es deutlich mehr Rettungseinsätze aufgrund der gesundheitlichen Folgen von Hitze als in den letzten Jahren.

Welche Erfahrungen haben die Ärztinnen und Ärzte des AMD bei ihrer Beratung vor Ort bisher gemacht?

Den Betriebsärzten und Betriebsärztinnen im AMD der BG BAU begegnet in den Gesprächen auf den Baustellen und im Untersuchungsgespräch das Thema, weil Beschäftigte einen Sonnenbrand haben oder weil die Bedingungen auf der Baustelle besprochen werden. Arbeiten in großer Hitze sind eine Belastung. Wir empfehlen, viel zu trinken und raten von Süßgetränken ab. Viel Wasser trinken ist in diesen Tagen wichtig. Schattenplätze sollten in jedem Fall und bei jeder Gelegenheit aufgesucht werden. 

Welche Krankheitsbilder treten auf?

Typische Probleme sind Herz-Kreislauf-Beschwerden, Übelkeit, Schwindel und Unruhe. Der Blutdruck sinkt. Nicht zu vergessen sind - insbesondere bei Sport und Bewegung in Hitze - die Gefahr von Thrombosen und Herzinfarkten, die dann gehäuft auftreten.

Was kann und sollte jeder selbst tun, um sich zu schützen?

Viel Trinken und regelmäßige Pausen im Schatten sind unerlässlich. Auch eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, um den Körper nicht noch zusätzlich mit fettigem oder anderem schwer verdaulichem Essen zu belasten. Grundsätzlich sollte so oft wie möglich Schatten aufgesucht und die Sonne gemieden werden. Kopfbedeckungen und luftige, nicht eng anliegende Kleidung schützen ebenfalls.

Gibt es Personengruppen, die besonders gefährdet sind?

Ältere Menschen und Kleinkinder sind besonders gefährdet. Auch Beschäftigte, die im Freien schwer körperlich arbeiten sind belastet. Menschen, die bestimmte Medikamente einnehmen und beispielsweise Diabetiker sind durch die hitzebedingten Belastungen ebenfalls stärker betroffen.

Durch den Klimawandel ist davon auszugehen, dass wir immer häufiger solche Hitzeperioden bekommen. Welche Folgen sehen Sie langfristig für die Arbeit im Freien, aber auch in Gebäuden?

Bereits in der Planung von Wohngebäuden und weiteren Infrastrukturmaßnahmen muss das Thema Hitze noch stärker bedacht werden. Wärmedämmung ist auch im Hinblick auf Hitze erforderlich. Gebäude müssen entsprechend abgeschattet und mit Grünanlagen ergänzt werden.

Gibt es hier Lösungen oder Anpassungsstrategien?

Die Lüftungsstrategien bei Gebäuden müssen so ausgerichtet sein, dass durch Durchzug ein natürlicher Ventilatoreffekt genutzt werden kann. Hitzereduzierende Baumaterialien, Thermoglas, integrierte Lamellenjalousien – all das sind Themen, die schon jetzt vielfach mitgeplant werden, bei langfristigen Bauvorhaben künftig aber eine noch größere Rolle spielen werden.